Darüber sollte man sprechen….

Ihr Lieben,

heute war ich auf einer sehr schönen, sehr ergreifenden Beerdigung.

Die Schwester meiner langjährigen Freundin ist verstorben. Viel zu jung, viel zu früh….

Die Familie war seit meinem 2. Schuljahr auch meine Familie. Meine halbe Kindheit und Jugend habe ich dort verbracht.

Da sagte meine Freundin heute zu mir:

” Und ich wusste keine Antwort auf die Frage WELCHE LIEBLINGSBLUME HATTE IHRE SCHWESTER “

Vielleicht geht es euch so, wie vielen Menschen – man spricht nicht zu Lebzeiten über den Tod.

Als mein Dad vor 5 Jahren sehr plötzlich verstarb, da haben wir uns ganz schön durch den Ablauf einer Beerdigung gequält.
Die von ihm vorbereitete HANDGESCHRIEBENE Liste seiner früheren Studienkollegen haben wir kaum lesen können.

Papa – du hattest eine SAUKLAUE (jetzt lacht er…)!

Das Abschiedsfest ist uns damals toll gelungen aber der Weg war schwierig und es war uns eine Lehre.

Noch in der selben Woche habe ich für den Fall der Fälle alles vorbereitet.

Nun gibt es ein Testament (als Eltern sowieso unverzichtbar!) und für uns alle Patientenverfügungen.

Diese Dokumente werden von uns jedes Jahr durchgelesen, gegebenenfalls geändert und immer neu unterschrieben.

Auch gibt es eine Exel – Liste, die einmal erstellt ganz easy jährlich überarbeitet wird. Dort steht genau, wen mein Mann, meine Mutter und ich im Falle unseres Todes angeschrieben und/oder zur Trauerfeier eingeladen haben möchte.

Zeilen kann man Ruckzuck löschen, wenn man zu manchen Menschen den Kontakt verliert….. kommt ja mal vor….

Alles ist gut lesbar und die Addressen, Telefonnummern und Bemerkungen sind eindeutig.

Es gibt sogar eine Spalte, wer eine sogenannte KAFFEEKARTE mit dazu bekommt.

Ihr lacht jetzt – aber bitte denkt darüber nach!

Wenn mir etwas zustössst, dann hat mein Mann auch noch ein kleines Mädchen, was seine Aufmerksamkeit braucht, man hat seine eigene Trauer und einen Haufen Bürokratie am Hals.

Er hat einen Liste der Versicherungen, der Mitgliedschaften und allgemeine Erledigungen.

Es gibt ein paar Dinge, die mir zusätzlich wichtig sind:

 – Meine Lieblingszitate für die Trauerkarte ( mein Favorit: Verstehen kann man das Leben nur rückwärts, leben muss man es vorwärts) 

– Ich möchte KEINE Feuerbestattung – ich mag es zwar gerne warm aber das ist mir eine Ecke zu heiß!

– Ich möchte nur meinen Namen auf dem Grabstein haben ( in Copperblate Schrift) und unbedingt den Zusatz MARIA – auch wenn meine Familie und alle Freunde von früher immer noch SILKE sagen – ich habe mich so sehr an meinen Zweitnamen gewöhnt, dass ich mich in der Stadt nie umdrehen würde, wenn jemand SILKE rufen würde.

 –  Ich möchte keine Orgelmusik – das kann ich überhaupt nicht ausstehen. Es gibt eine Liste mit Liedern, die mir etwas bedeuten.

– Ich möchte keinen üblichen Leichenschmaus sondern ein  Fest in meinem Elternhaus – mit köstlichen Involtinis, Bandnudeln und viel Mousse au chocolat ( auch wenn ich euch von oben nur dabei zuschauen kann….. den Duft werde ich riechen!)

– Blumen von Balster ( Ich höre den ein oder anderen aufstöhnen ;o)) und von meinen engsten Liebsten solch dicke Herzen wie bei Papa (also schon mal sparen ;o))

Schüttelt ihr immer noch den Kopf????

Denkt wenigstens darüber nach.

Ich war vor Jahren bei einer Beerdigung eines lange schon sehr kranken Mannes, viel zu jung, mit einem kleinen Sohn – die Ehefrau hat nach seinem Tod alles IRGENDWIE entschieden, weil er sich geweigert hat den Tod überhaupt in Betracht zu ziehen.

Jeder hat das Recht auf seinen eigenen Weg, keine Frage.

Aber es ist für die Angehörigen sehr viel einfacher, wenn sie eine Liste abarbeiten können – die Wenigsten sind in den schweren Stunden kreativ und die immerwährende Frage: Was hätte der Verstorbene  gewollt – kann man sich so erleichtern.

Und noch etwas fiel mir heute wieder ein: Ich wollte immer ein Praktikum bei einem Bestattungsinstitut machen.
Zum einen interressiert mich der Ablauf sehr und zum anderen auch der Begriff WÜRDE.

Bei Dad habe ich lange an seinem Sarg gesessen, seine Hand gestreichelt und ihm vorgelesen. Wenn meine Stimme zwischendurch versagte, dann laß die Bestatterin weiter und es war sehr, sehr wichtig für mich, ihn noch ein Weilchen bei mir haben zu dürfen.

maria & lilli

P.S. Meine Lieblingsblumen sind Hortensien. Muss dann halt nur mit der passenden Jahrezeit irgendwie klappen.

P.S.S: In den ersten Tagen durfte Lilli immer ein Licht anzünden – damit der Opi in der Dunkelheit etwas sieht….

P.S.S.S: Ein Jahr später liebte sie es, ein kleines Loch in die Erde zu buddeln und immer laut etwas hineinzubrüllen – damit er es auch auf jedem Fall hört.

Und noch etwas: Kinder sollen den Tod erleben dürfen….. er ist das LEBEN!

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